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Panzersoldatinnen der Roten Armee
in Neueinsteiger 08.03.2021 11:53von Juergen_W64 • Stabsunteroffizier | 2.550 Beiträge | 352 Punkte
Panzersoldatinnen der Roten Armee
Man sagte, dass der Krieg nichts für eine Frau ist. Im 20. Jahrhundert wurde diese Aussage bedeutungslos. Schon während des Ersten Weltkriegs waren Frauen im Militär keine Seltenheit, auch wenn sie größtenteils Aufgaben hatten, die sie nicht an die Fronten führten, wie zum Beispiel die Arbeit als Krankenschwester. In den 1930er Jahren ergriffen Frauen dann vermehrt Berufe, die bis dahin als nicht für ihr Geschlecht geeignet galten. Diese Arbeitsplätze umfassten sowohl den Panzerbetrieb als auch die Panzerherstellung. Während in den meisten Ländern für Frauen nur Hilfsberufe übrig blieben, die nicht mit militärischen Einsätzen verbunden waren, sah die Situation in der Sowjetunion ganz anders aus. Panzersoldatinnen waren zwar selten, aber sie zogen dennoch in den Krieg.
In der Sowjetunion waren weibliche Panzerfahrer keine unangenehme Folge der Umstände des Zweiten Weltkrieges, diese Frauen gab es tatsächlich schon lange vor dem Krieg. Klim Voroshilov war einer der Hauptverantwortlichen für das Auftreten von Frauen bei den Panzertruppen. Am 13. Mai 1932 wurde die Militärakademie für Mechanisierung und Motorisierung der Roten Arbeiter-und-Bauern Armee gegründet. Unter denjenigen, die dort zur Arbeit gingen, war Voroshilovs Protegé, Anastasia Petrovna Poklonova. Poklonova begann die Arbeit als Militärvertreterin im Werk Nr. 37 im Jahr 1933. Anschließend wurde sie im Jahr 1937 zum Werk Nr. 185 in Leningrad geschickt, wo sie unter anderem an den Tests des „Sprungpanzers“ TPP-2 teilnahm. Sie kam zu einer schwierigen Zeit ins Werk: In der Panzerindustrie herrschte fiebriges Misstrauen und die Suche nach möglichen Saboteuren war auf Hochtouren. Poklonowa gehörte zu den Betroffenen und wurde als Saboteur beschuldigt; sie wurde vorübergehend aus der Armee entlassen, 1939 aber wieder eingestellt. In Leningrad traf sie J.Ya. Kotin, den sie später heiratete. Poklonova (Kotina) kämpfte nie an der Front, arbeitete aber weiter in der Panzerindustrie.
– Anastasia Petrovna Poklonova, eine der ersten sowjetischen Panzersoldatinnen
Ein ähnliches Schicksal hatte Lyudmila Ivanovna Kalinina. Wie Poklonova absolvierte sie die Militärakademie für Mechanisierung und Motorisierung der Roten Arbeiter-und-Bauern Armee. Sie arbeitete jedoch nicht als Militärvertreterin, sondern als Prüfingenieurin. 1940 war Kalinina an Tests zur Steuerung des amphibischen Aufklärungspanzers T-40 beteiligt. Während des Zweiten Weltkriegs kommandierte sie ein Reparatur- und Instandsetzungsregiment und erzielte in dieser Rolle große Erfolge.
Obwohl es die ersten Frauen in den Panzern gab, waren sie vor dem Krieg eher eine Ausnahme als die Regel. Sie besuchten die Militärakademie für Mechanisierung und Motorisierung der Roten Arbeiter-und-Bauern Armee unter Schirmherrschaft und blieben meist in den Werken. Sie wurden nicht in den fortschrittlichen Einheiten eingesetzt. Auch im Jahr 1941 blieb die Situation nahezu unverändert.
Erst im zweiten Jahr des Krieges traten Veränderungen auf. Eine der ersten Frauen an der Front war Ekaterina Alekseevna Petlyuk. Anfang Juli 1942 wurde sie als Mechanikerin und Fahrerin eines kleinen T-60-Panzers eingesetzt, dem sie später ihren eigenen Namen „Malyutka“ („Baby“) gab. Als Teil der 56. Panzerbrigade war Petlyuk aktiv in der Schlacht um Stalingrad involviert. Ab Ende Januar 1943 wurden die Fahrzeuge der 56. Panzerbrigade einer anderen Einheit, der 90. Panzerbrigade, zugewiesen. Petljuk wurde für die Kämpfe in Stalingrad mit dem Orden des Roten Sterns ausgezeichnet. Später bekam Petljuk einen weiteren Panzer, den T-70. In diesem kämpfte sie als Teil der 91. Panzerbrigade weiter. Sie wurde allerdings mehrfach verwundet und im Frühjahr 1944 in die Uljanowsker Panzerschule geschickt. Aufgrund ihrer Verletzungen konnte sie nicht mehr an die vorderste Front der Schlachten ziehen.
Erwähnenswert ist, dass es noch einen „Malyutka“-Panzer gab. Die Mittel für den Bau wurden 1943 von den Kindern der Region Omsk gesammelt. Die Spendenaktion wurde von Ada Zanegina ins Leben gerufen. Dieser Panzer wird oft mit Petlyuks „Baby“ verwechselt, aber es handelt sich um zwei verschiedene Fahrzeuge. Die Spendensammlung begann im Februar 1943, sechs Monate nachdem Ekaterina Alekseevna ihren T-60 vom Werk Nr. 264 erhalten hatte.
– Ekaterina Alekseevna Petlyuk und vermutlich derselbe T-60 mit dem Namen „Malyutka“
Ab 1943 setzten sich die weiblichen Panzersoldatinnen durch. Sie bekamen oft viel solidere Kampffahrzeuge – etwa einen T-34 statt eines „Babypanzers“. Unter denen, die eine Panzersoldatin wurde, war Maria Vasilyevna Oktyabrskaya. Nach dem Tod ihres Mannes im August 1941 wollte sie fast zwei Jahre lang an die Front. Für sie stellte sich der Weg als äußerst ungewöhnlich heraus. Anfang 1943 spendete sie 50 000 Rubel für den Panzerbaufonds und schickte einen Brief an Stalin. Ihre Beharrlichkeit wurde belohnt. Im Mai 1943 wurde Oktyabrskaya zur Panzerschule in Omsk geschickt, wo sie als Fahrerin des T-34 ausgebildet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits über 40 Jahre alt und litt an Tuberkulose der Halswirbelsäule, aber der Wunsch, den Tod ihres Mannes zu rächen, gab ihr Kraft.
So wurde sie Mechanikerin und Fahrerin des Panzers „Kämpfende Freundin“, der zum Teil von ihren eigenen Ersparnissen gebaut wurde. Feldwebel der Garde Oktyabrskaya schaffte es im Oktober 1943 an die Kriegsfront, wo sie in der 26. Wachen-Panzerbrigade kämpfte. Sie zeichnete sich in der Schlacht bei Novoye Selo am 18. November 1943 zum ersten Mal aus. Die Besatzung der „Kämpfenden Freundin“ vernichtete eine Panzerabwehrkanone und bis zu 30 deutsche Soldaten. Während des Gefechts wurde der Panzer getroffen und Oktyabrskaya selbst verletzt, aber die Besatzung verließ das Fahrzeug nicht, sie blieben stattdessen an Ort und Stelle und kämpften zwei Tage lang gegen den Feind. Sie kämpfte bis zum 17. Januar 1944 in der Brigade. Kurz zuvor wurden Informationen über die Besatzung des Panzers „Kämpfende Freundin“ veröffentlicht. Leider wurde der Panzer erneut getroffen, diesmal während der Schlacht in der Nähe des Bahnhofs Krynki in der Region Vitebsk. Die „Kämpfende Freundin“ konnte vorher noch zwei Panzerabwehrkanonen zerstören. Während der Evakuierung des Panzers wurde Oktyabrskaya schwer verwundet. Im Februar 1944 wurde sie mit dem Orden des Vaterländischen Krieges 1. Klasse ausgezeichnet, aber Maria Vasilyevna sollte das Krankenhaus nie verlassen. Sie starb am 15. März 1944 und erhielt posthum den Titel „Held der Sowjetunion“ sowie den „Leninorden“.
– Maria Vasilievna Oktyabrskaya und ihr Panzer „Kämpfende Freundin“
Der Name „Kämpfende Freundin“ wurde für Panzer fast schon ein fester Begriff. Er wurde von mehreren T-34 verwendet, sodass oft andere Fahrzeuge mit dem originalen Oktyabrskaya-Panzer verwechselt wurden. Dennoch waren weibliche Panzersoldatinnen weiterhin eher eine Ausnahme. Im Jahr 1944 tauchten Frauen jedoch immer wieder in aktiven Einheiten der Armee auf, und zwar nicht mehr nur als Fahrer.
Ewgenia Sergejewna Kostrikowa verfolgte lange Zeit ihr ersehntes Ziel. Von 1941 bis 1943 arbeitete sie als Krankenschwester, wurde dann aber auf die Kasaner Panzerschule geschickt, die sie schließlich als Kommandantin eines T-34 verließ. Sie kämpfte im 5. Mechanisierten Gardekorps und erreichte mit ihrem Panzer Prag.
Leutnant Nina Ilyinichna Bondar wurde noch früher T-34-Kommandantin. Ihre Panzerkarriere begann 1942. Sie blieb bis zum Ende des Krieges als Teil der 237. Panzerbrigade. Sie wurde viermal verwundet, mehrfach in militärischen Dokumenten erwähnt und mit Orden ausgezeichnet.
Heute ist bekannt, dass mehr als ein Dutzend Frauen an den Kampfhandlungen mit Panzern beteiligt waren. Und noch viel mehr Frauen arbeiteten an der Heimatfront.
– Die Eheleute Boyko, die Besatzung des einzigen schweren Panzers, der von einer Frau kommandiert wurde
Zu guter Letzt soll noch Alexandra Leontievna Boyko erwähnt werden. Sie war nicht nur eine Panzerkommandantin, sondern die einzige Frau in der Geschichte, die einen schweren Panzer kommandierte. Außerdem war die Besatzung ihres „Kolyma“-Panzers eine Familienbesatzung. Im Januar 1943 steuerten die Boykos aus Magadan 50 000 Rubel für den Bau eines Panzers bei, mit der Bitte, dass sie zur Besatzung dieses Fahrzeugs ernannt werden. Sie wurden auf die Panzerschule in Tscheljabinsk geschickt, wo sie für verschiedene Aufgaben ausgebildet wurden, unter anderem als Besatzung eines schweren Panzers. Alexandra und Ivan Boyko waren lange Zeit nicht in der Lage, zur Frontlinie zu gelangen. Erst im Mai 1944 gelang es ihnen, ihr Ziel zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt produzierte das Tscheljabinsker Kirow-Werk bereits neue Kampffahrzeuge: Die schweren Panzer IS-2. Sie wurden als Panzerbesatzung in das 48. Schwerpanzerregiment eingezogen. Alexandra wurde die Kommandantin des Fahrzeugs und Ivan wurde der Fahrer-Mechaniker, beides Stellen mit dem Rang eines Offiziers. Während der Sommergefechte war die Familienbesatzung des Panzers „Kolyma“ für die Zerstörung mehrerer feindlicher Panzer verantwortlich, darunter auch einer, der am 27. Juli 1944 im Kampf zerstört wurde. Bei diesem Gefecht wurde die Besatzung des Panzers verwundet. Die Zeit an der Front war zwar kurz, aber effektiv.
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